09/27/13

Washington – Part 2

Hallo zusammen!

Für besseres Verständnis dieses Blogs lest bitte den Prolog „Washington„.

Wir waren also am vergangenen Samstag – finally – unterwegs. Roadtrip. Wuhuuu. Trotz Bewölkung, Regen und auch mal dickstem Nebel war die Stimmung gut.
Am Fenster flogen kleinste Dörfer vorbei – dass lediglich drei Häuser und (vielleicht noch eine Tankstelle) hier den Namen eines Dorfes erhalten, ist meiner Meinung nach eine Beleidigung für jedes Dorf in Europa (ja, das war Sarkasmus. Verstehen kann ichs aber echt nicht) -, dazu Wälder über Wälder und immer mal wieder Fast Food Restaurants. Ich sage nur: „Hallo, gelbes M.“

Neben dem Geschehen ausserhalb des Fensters lief im Radio USA-typische Musik. Das mag jetzt komisch klingen, aber ich fand, dass die Musik perfekt passte. Neben Kate Perry’s neuem Song „Roar“ lief auch mal Adele oder … Trommelwirbel, mein „Team America“, mit denen ich letztes Jahr einen Roadtrip an der USA-Westküste hatte, darf jetzt bitte grinsen … FUN mit „Tonight“. Ihr wisst schon. Der Song, bei dem
man eigentlich zum Mitgröhl… pardon, mitsingen animiert wird: „Toooooooonaaaaaiiiiiight, weeee are youuuung“. Awesome.

Ok, dank Auto-Karaoke, bewundernswertem Beobachten des Fahrverhaltens von „Fahrerin Nummer 5“ (Leser des letzten Blogeintrags werden sie noch kennen – und ja, sie ist tatsächlich eine eher speziellere Fahrerin, wir standen beispielsweise einmal auf der Fahrt, weil wir hinter ihr fuhren, 15 Sekunden an einr grünen Ampel. Warum? Wüsste ich auch gerne. Sind aber alle sicher angekommen. Erstaunlich…) und eines einstündigen „Ich mache nur mal kurz die Augen zu“-Nickerchens ging die knapp dreistündige Autofahrt schnell vorbei und wir kamen am Haus von Joel an.

Joel ist amerikanischer Mitstudent und Teil unserer International Group geworden. Da seine Eltern in einem Außenbezirk von Washington wohnen, hat er uns netterweise für den Beginn unserer Reise und zum „was in den Magen kriegen nach anstrengender Autofahrt“ zu sich eingeladen. Vor Ort gab es dann Pizza, zwei interessante Fußball-Fundstücke in Joels Zimmer (bitte schaut euch die Bilder an – großartig) und ein nettes Beisammensitzen auf einer coolen Terrasse.

Nach rund einer Stunde machten wir uns dann mit unseren 5 Autos auf den Weg zur etwa 3 Kilometer entfernten Metro Station. Dort parkten wir – kostenfrei, da Wochenende – unsere Autos und fuhren mit der Metro in die Innenstadt von Washington. Die normalerweise rund 30 minütige Fahrt dauerte etwas länger, da es am Wochenende immer Reparaturarbeiten an den Metro-Stationen gibt, aber nach langer Autofahrt kommt man damit zurecht.

Als wir in Washington ankamen, trotteten wir 24 (Fahrerin Nummer 5 besuchte ihren Freund in Washington und war daher nicht mit uns unterwegs) aus der U-Bahn und fanden uns inmitten von Washington wieder. Wir liefen rund 10 Minuten und waren dann an unserem Hostel angekommen, wo wir erst einmal eincheckten und Zimmer bezogen.

Thema Hostel:

Statt einem ein- oder zwei-Betten großen Zimmer kriegt man hier eher eine Art Schlafsaal mit 10 Betten – da wir Jungs aber genau 10 waren, bekamen wir sozusagen unseren eigenen Schlafsaal mit insgesamt 5 zweistöckigen Betten und 10 Schränken.
Ich bin ehrlich: das war das erste Mal, dass ich mit 9 anderen in ein und demselben Raum geschlafen habe – bisher lag das Maximum bei 4. Da wir aber zum einen nur eine Nacht dort verbrachten, ich zum anderen damit rechnete, ohnehin nur wenig zu schlafen, war es völlig ok für mich. Ausserdem: das Motel hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Es liegt in wirklich guter Lage – rund 15 Fußminuten vom Weißen Haus entfernt -, hat sehr nettes Personal, man kriegt kostenloses Frühstück am Morgen und noch dazu gratis WLAN. Passt. Ruhig ist es auch. Also: was will man mehr?

Nach dem ersten Einrichten verließen wir zusammen das Hostel wieder und gingen Richtung Weißem Haus. Zwar hatte Joel uns geraten, dass wir uns beeilen, da es gerade in einem Nachbarstaat starke Regenfälle gab, doch ich hatte mich da eher ans deutsche Wetter erinnert und dachte, dass es die Regenschauer sicher nicht bis zu uns schafften. Deshalb – und weil ich keinen Bock auf Pullover und damit verbundenes Schwitzen hatte – ging ich in kurzer Hose und T-Shirt raus. Ich dachte mir: ist angenehm warm draußen, wird schon nix passieren. Und wenn es zu Hause 30 Kilometer weiter regnet, heißt dass auch nicht, dass es das bis zu uns schafft – wird schon nix passieren, dachte ich mir.

Ich Unwissender… für diese Fehleinschätzung sollte ich noch teuer bezahlen.

Wir liefen also durch die Stadt Richtung „Weißes Haus“. Dank Joel, der zu unserem Reiseleiter mutierte, kamen wir schnell und unkompliziert hin. Um ehrlich zu sein: ich stand vorm Weißen Haus und meinte nur „Das ist nicht das Weiße Haus“. Ich hatte es als weiter weg vom Zaun stehend in Erinnerung – in Wahrheit stand ich bei meiner ersten Reise nach Washington, 2009, einfach auf der anderen Seite des Hauses. Haha, was für ein Dummkopf ich sein kein.

Nunja. Wir schoßen also, nachdem ich begriffen hatte, dass es sich um DAS „Weiße Haus“ handelte, ein paar Fotos – das obligatorische Gruppenfoto verpasste ich aber – mal wieder -, da ich schon weiter vorgeprescht war – wie gesagt, ich wusste nicht, dass es sich um eben jenes Gebäude handelte -, doch Joel bat uns erneut darum, schnell weiter zu laufen, da ein großer Schauer kommen solle. Ich dachte wieder an das Wetter in Deutschland und glaubte ihm weiterhin nicht so wirklich. Wie gesagt, ich sollte teuer dafür bezahlen.

Wir wollten eigentlich die National Mall (eine kilometerlange Gerade zwischen Capitol, National Monument und Lincoln Memorial) ansehen, doch aufgrund des bewölkten Himmels und langsam aufkommenden Regens entschieden wir uns, Richtung Space Museum zu laufen. Museen in Washington sind größtenteils umsonst und beinhalten viele verschiedene Themen. Ein anderes Museum stellt beispielsweise die „Unabhängigkeitserklärung“ aus.

Wir liefen Richtung Space Museum, kamen dabei allerdings am Memorial für den zweiten Weltkrieg vorbei – und da wir nun ohnehin schon an einem Teil der National Mall waren, dachten wir uns: „komm, nehmen wir wenigstens noch das Lincoln Memorial mit.“ Wir Idioten. Wir hätten zum Museum laufen sollen. Direkt. Und nicht über „Los“ (bzw. das Lincoln Memorial) gehen – bitte entschuldigt meine Vergleiche mit Monopoly, die nächsten Stunden sollten aber eine Bestrafung (für diese Fehlentscheidung) vergleichbar einem Gang ins Gefängnis in Monopoly werden.

Wir waren also an der National Mall (ein vor Ort erstelltes Video – leider mit etwas schwer zu verstehendem Ton – findet ihr hier).

Ihr könnt immerhin sehen, welche Ausmaße die „Mall“ hat – es handelt sich dabei nicht um einen kurzen Weg, sondern wirklich um eine weite Fußreise, denn hinter dem National Monument geht es noch mindestens rund 20-30 Minuten zu Fuß weiter, bis man letztendlich am Capitol angekommen ist.

Anyway: Wir liefen hinter dem Memorial für den Zweiten Weltkrieg am Wasserbecken entlang – „Forrest Gump„-Liebhaber werden das Wasserbecken wieder erkennen; ich sage nur „FORREST!“ – Richtung Lincoln Memorial. Dort schossen wir ein paar Fotos. Nach rund 30 Minuten am Memorial wollten sich einige nun doch noch auf den Weg zum Air Space Museum. Keiner von uns hatte eine Ahnung, dass das eine blöde Entscheidung sein sollte.

Wir liefen also zurück. Diesmal durch einen Park links neben dem Wasserbecken. Nach rund 5 Minuten ging es dann los. Ich hatte schon angedeutet, dass Joel von aufkommendem Regen sprach.

Und: da war er. Naja. Gut. „Da war er“ klingt, als hätte der Regen freundlich angeklopft und gesagt „Der Regen vorhin war nur das Aufwärmen – jetzt zeige ich euch mal richtigen, amerikanischen Regen – also passt auf.“ Ne, der Regen hat einfach angefangen.

Wobei: Das war kein Regen – das war mehr eine Dusche auf stärkster Wasserstufe. Wir liefen an einem See vorbei und ich dachte mir nur „Könntest jetzt eigentlich auch da reingehen, würde keinen Unterschied machen. Vielleicht ist ja sogar das Wasser wärmer …“

Naja, bin dann aber doch bei meiner Gruppe geblieben, die nach und nach immer nasser wurde. Ein paar Glückliche hatten Regenschirme – doch die wurden ein begehrtes Gut. Das führte dazu, dass unter einem Schirm plötzlich zwei oder gar drei Leute standen. Unnötig zu erwähnen, dass drei Leute unter einen normalen Regenschirm nicht passen. Ergebnis war, dass zwar alle ihre Körperfront schützen konnten – aufgrund der Enge unter dem Schirm aber ihren Rücken ungeschützt hatten und so einen vollkommen nassen Rücken bekamen. Sehr witzig zu beobachten, wie ein Schirm es sich zum Hobby zu machen scheint, zwar den Körper vorne zu schützen, aber gleichzeitig das Wasser auf den Rücken tropfen zu lassen. Sah etwas nach Absicht aus …

Edward meinte auf dem Weg noch: „Seht es positiv – schlimmer geht nicht.“

Haha. Hätte er das mal lieber nicht gesagt. Ich wusste nicht, dass es noch stärker regnen kann – aber es ging. Funfact: ich trug eine kurze Hose und – Trommelwirbel – ein weißes Shirt. Das Shirt wechselte von weiß nach und nach auf den (leider zu diesem Zeitpunkt nicht passenden) Modus „Ich befinde mich gerade in einer Waschmaschine und muss deshalb ein wenig durchsichtig werden“ – was neben der Tatsache, dass ich mich gerade fühlte, als stünde ich mit allen Klamotten unter einer voll aufgedrehten Dusche, dazu führte, dass ich die ganze Zeit versuchte, mein sich langsam an den Körper anklebendes Shirt auszuwringen, um nicht völlig wie eine Teilnehmer-Parodie eines Wet-T-Shirt-Contests auszusehen. Klappte die ersten Minuten noch – aber nach und nach war es mir mehr und mehr egal, denn die Wassermassen waren einfach zu viel. Für mich. Für meine Schuhe. Für meine Hose. Und vor allem für mein weißes Shirt. Lieber gehe ich als Wet-T-Shirt-Teilnehmer-Parodie durch Washington, als weiter wie ein Blöder das Shirt auszuwringen – viel besser sah die dämliche „Ich wringe mein T-Shirt auf der Straße aus“-Bewegung nämlich auch nicht aus. Also bin ich einfach so dem Weg gefolgt.

Irgendwann kamen wir an eine Straße. Jene Straße, die zwischen Second World War Memorial und National Monument liegt – ihr könnt sie in dem Video sehen.

Wir standen also an der Straße. Auf dem Weg zum Space Museum, was fast schon am Capitol lag – hätte ich das gewusst, wäre ich sicher nicht mitgegangen – denn ich war schon nass genug. Anyway.

Zunächst stand ich am Übergang vom Bürgersteig zu der Straße und wartete dort auf die Ampel, die sich natürlich viel Zeit ließ, auf „grün“ zu schalten. Ich blickte dann aber auf den Asphalt und sah dort zwei größere Pfützen. „Hallo Filmklischees“, dachte ich mir – und trat sicherheitshalber drei, vier Schritte zurück. Ich musste nicht auch noch vom aus einer Pfütze aufspritzendes Wasser nass gemacht werden, weil ein Auto durch eben jene fährt.

Ich trat also die Schritte zurück. Während ich zurücktrat, sah ich noch, dass ein Mädel und ein anderer Junge aus meiner Gruppe auf ähnlicher Höhe wie ich zuvor standen – und ich ahnte, was kurz danach auch passierte. Bevor ich noch irgend etwas sagen konnte, kam ein Auto vorbei und fuhr durch beide Pfützen – und traf somit sowohl den Jungen als auch das Mädchen. Auf der ganzen Vorderseite, die beide zuvor durch Regenschirme zu schützen versucht hatten – und bis dahin auch erfolgreich bei der Verteidigung dieser Körperseite waren. Die Pfützenwelle, die sich über sie ergoß, ließ beide noch mehr wie begossene Pudel aussehen – und ließ sie noch nasser werden – ich wusste nicht, dass das überhaupt geht. Ich konnte das gerade Geschehene nicht fassen, obwohl ich innerlich mit sowas gerechnet hatte – und sah völlig verdutzt zu, wie der Junge sich umdrehte mit einem Blick, den ich gerne auf Video festgehalten hätte:

In seinem Blick lag ein bisschen die flehende Bitte „Sagt mir, dass das gerade nicht passiert ist“, der Schrei „Natürlich, ich war ja noch nicht nass genug – vielen Dank!“ und gleichzeitig ein Hauch von „Nooooooooooo“. Herrlich. Wir alle lachten göttlich über diese Szene – auch die zwei begossenen Pudel. Es war einfach ein Knaller – und ließ uns alle – trotz klätschender Nässe – den restlichen Weg zum Museum leichter ertragen. Nach weiteren 20 Minuten des „Durch den Regen laufens“ erreichten wir gegen 17:10 das Museum.

Natürlich – Hallo, Filmklischees – machte das Museum um 17:30 zu. Wir waren also gefühlte Jahrzehnte durch den Regen gelaufen, nur um uns für 20 Minuten in dem Musem umzusehen. Naja. Erhlich gesagt hatte ich andere Sorgen und verschwand erst einmal in einem der Toiletten. Ich hatte nämlich die Hoffnung, dass es in diesem Museum Handtrockner-Föns gab. Gab es. Tatsächlich. Und – auch wenn ich damit ziemlich bescheuert ausgesehen haben muss, Mr. Bean Kenner vielleicht gar an einen seiner Sketche erinnert haben muss – es war mir egal, wie es aussah, denn mein T-Shirt wurde (wenn auch nur ein kleines bisschen) trockener.

Da waren wir also. Final an unserem Ziel, dem Space Museum. Doch nur für 20 Minuten. Zum Schießen. Erneut – Hallo, Filmklischees. Natürlich schafft die Gruppe es, zum Museum zu kommen – aber das Museum schließt kurz danach und sie dürfen wieder in den Regen.

Also erneut raus in den Regen. Wie der Rest des Museums. Es schien, als hätten einige die Idee gehabt, im Museum Schutz zu suchen vor dem Regen – was dazu führte, dass der Platz vor dem Museum voll von Menschen war. Wir dachten uns: „Nochmal durch den Regen? Nö. Wir nehmen uns ein Taxi (– bzw. 4, um alle unterzukriegen, die mit zum Museum gelaufen waren und nicht am Lincoln Memorial geblieben waren).“

Das Problem war: die Taxi-Idee hatte offenbar ganz Washington.

Wir versuchten, bei der Taxi-Zentrale anzurufen. Doch – nachdem wir dann endlich durchkamen – sagte man uns, dass kein Wagen zur Verfügung stünde. Alter – ernsthaft?

Naja. Also machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel – es nützte ja nix, weiter im Regen stehen macht es nicht besser. Auf dem Weg durch den – zwar etwas schwächeren, aber immer noch ausreichend durchnässenden – Regen versuchten wir immer mal wieder, ein Taxi zu erwischen. Nach und nach konnten wir auf diese Weise 4 Taxis erwischen – doch ein fünftes erschien erstmal nicht. Als wir schon fast am Hostel waren – nach ungefähr 20 Minuten Fußweg -, völlig durchnässt und frierend, sahen wir endlich ein Taxi. Das Problem war: wir waren zu 6.

Es war zwar ein Großraumtaxi, aber ein Platz war trotzdem zu wenig. Ich wollte schon sagen „Macht eh nix, ich lauf den restlichen Weg auch noch“ – doch der Fahrer kam mir zuvor.

Er erlaubte uns, zu 6. in dem Fahrzeug zu sitzen – unglaublich, aber das Schicksal hatte also doch noch ein Einsehen.

Nach einer Dusche und einem Abendessen bei Subway machten wir uns bereit für den Abend. Einige waren noch immer völlig durchgefroren von dem Regen und wollten nur noch im Hotelzimmer bleiben – andere jedoch, unter anderem ich, wollten das erste Mal in einem amerikanischen Club feiern gehen.

Deshalb machten wir uns um kurz vor halb 11 auf den Weg zu einem Club – namens „Ultra Bar“ -, der ungefähr 20 Fußminuten entfernt lag. In den Club konnten auch unter 21jährige, durften allerdings nicht trinken.

Daher machten sich 10 von uns auf den Weg zu diesem Club, auch einige unter 21. Wir wollten vor 11 da sein, weil wir von Joel gehört hatten, dass es dann angeblich kostenlosen Eintritt gäbe. Wir beeilten uns also etwas, nutzten aufgrund des anhaltenden Regens auch die Annehmlichkeit eines Taxis – nochmal „nass werden“ musste nicht sein. Vor dem Club angekommen zückte einer von uns sein Portmoney und zahlte das Taxi, ich machte mich unterdessen schon auf den Weg zur Schlange vor dem Clubeingang. Plötzlich sah ich, wie derjenige, der das Taxi gezahlt hatte, verzweifelt sein Portmoney suchte. Er stand schon neben mir in der Schlange, als sich siene Augen aufrissen und er es noch im Taxi vermutete. Das Taxi war gerade dabei, zu wenden, und er stürmte auf die Straße und hielt eben dieses in letzter Sekunde vor dem Wegfahren an – hallo, Filmklischees. Ich stand etwas weiter weg und sah nur, wie er wie wild in dem Taxi suchte – doch anscheinend nichts finden konnte.

Ich dachte mir, dass er es vielleicht beim Aussteigen verloren hatte – und ging daher an ungefähr die Stelle, an der wir ausgestiegen waren. Nach ein wenig Umherblicken auf dem nassen Asphalt sah ich tatsächlich ein ledernes Portmoney auf dem Boden liegen – ich hob es auf, vergewisserte mich, dass es das Gesuchte war und rief den noch immer im Taxi umhersuchenden mit den Worten „I got it“.

Als wir dann zum zweiten Mal – nach abgeebter Panik des zuvor noch Geldbörsenlosen – an der Eingangsschlange für den Club ankamen, wurden wir – nach einer hier offenbar üblichen Leibesabtastung mit anschließender kritischen Begutachtung meines Asthmasprays (könnte ja eine Droge sein) – gebeten, 20 Dollar zu zahlen. Wenn man über 21 war. Unter 21 musste man gar 30 Dollar abdrücken. Krass. Aber wir zahlten trotzdem – wir wollten (vor allem nach all der Hektik) schließlich in Washington feiern gehen. War nur blöd, dass wir uns umsonst beeilt hatten. Aber naja, kann man nichts machen. Nach Zahlen des Betrags bekamen die unter 21 Jährigen auf beide Handrückenseiten mit Edding je ein dickes „X“ gemalt, damit sie keinen Alkohol bekommen. Ich als Ü21 Jähriger bekam ein Bändchen um den Arm, das einem Festivalbändchen ähnelte – und am nächsten Tag auch nur ähnlich schwer wieder abzubekommen war.

(Kleine Anekdote aus dem späteren Verlauf des Abends: Eine unserer U21Jährigen nippte an einem Glas mit Alkohol – und wurde dafür kurz darauf von einem der Türsteher aus dem Club „gebeten“. Sie durfte auch nicht wieder herein und wurde daher von uns mit einem Taxi zurück zum Hostel geschickt. Ich war überrascht von der Konsequenz, die die Clubs hier durchziehen – doch als ich hörte, dass es bis zu fünfstellige Geldstrafen geben kann, wenn ein Club Alkohol an Minderjährige ausschenkt, verstand ich diese Politik.)

Im Club war es, als wir kamen, noch ziemlich leer, daher schauten wir uns erstmal die beiden Tanzflächen an – eine mit Charts/House-Musik, die andere mit Rap/Hip-Hop.

Später – im Verlauf des Abends – blieben wir überwiegend auf der House-Fläche, auf der nahezu nur Songs gespielt wurden, die ich gerne höre – unter anderem auch „Wake me up„. Vor einigen Wochen sagte man mir bei einer Party in East – dem Party Dorm auf dem Campus – noch, dass man Avicii in den USA nicht spiele, weil dazu niemand tanzen würde – weil ich so etwas nicht verstehen kann, habe ich damals nicht akzeptieren wollte, dass sich jemand guter Musik verweigert. Aber naja. Avicii wurde trotzdem nicht gespielt. Hört man ja in den USA nicht.

Von wegen. Langsam, aber sicher, wird der Song hier auch richtig groß – und als er in der Disco in Washington lief, kannte ein Großteil der Besucher den Hit auch schon, was dazu führte, dass der Song zu einer richtig guten Stimmung im Club führte. Na warte, East, auf der nächsten Party wird „Wake me up“ gefälligst gespielt…

Gegen 3 verließen wir den Club und machten uns auf den Heimweg Richtung Hostel, stoppten vorher allerdings nochmal kurz bei McDonalds – ein McFlurry nach einer guten Party darf sein…

Nach 3 Stunden Schlaf wachte ich gegen 8 auf, nahm am Frühstück teil, dass im Preis für die Übernachtung enthalten war – und gegen 10 machten wir uns dann erneut auf den Weg durch Washington, besuchten unter anderem das Capitol und liefen durch Chinatown. Gegen 13 Uhr gingen wir dann aber auch wieder zum Hostel zurück, da die Insassen des Autos, in dem ich saß, auf dem Heimweg noch „kurz“ in einem Outlet halten wollten. Daher fuhren wir mit der Metro zurück zu den Autos, von dort dann mit dem Auto weiter in Richtung Outlet. Andere blieben noch etwas länger in DC oder fuhren noch einen Umweg über Baltimore, ich brauchte aber unbedingt neue Schuhe, deshalb wollte ich gerne mit ins Outlet und fuhr „gezwungenermaßen“ mit.

Aus „kurz mal schauen, was es da so gibt“ wurden 3 Stunden – bis die Läden um 19 Uhr zu machten – und ich kaufte unter anderem eine Levis Jeans für 15 Euro – aber keine Schuhe. Haha. Naja. Dafür die neue Jeans – kann man sich ja auch mal gönnen.

Bevor wir zurück fuhren, wollten wir noch bei Subway Halt machen – ja, ich weiß, „schon wieder?“; es war leider das einzige, was in der Nähe lag – und tanken. In der Schlange bei Subway stehend dachte ich plötzlich: „Moment mal, die Sprache kennst du doch“. Und – natürlich – direkt hinter mir in der Schlange standen zwei Deutsche. Unfassbar. Die sind echt überall. 😉

Um 22 Uhr waren wir dann zurück am College – und ich fiel hundemüde ins Bett. 6 Stunden Schlaf in 2 Nächten waren zu wenig bei all dem Regen und Gerenne durch DC. Ich war kaputt – aber es hat sich gelohnt. Jetzt bleibt nur eine Frage offen:

„Wo fahren wir das nächste Mal hin?“

„Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlust dabei,
und meist von der unerwarteten Seite;
man empfängt mehr oder weniger, als man hofft.
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar:
sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.“
Johann Wolfgang von Goethe

Euer Tobi

 

09/25/13

Washington

Hallo zusammen,

dieses Wochenende ging es nach Washington, der Hauptstadt der USA. Ich sage das nur zur Sicherheit, nicht dass einer denkt, wir sind quer durch die USA in den Bundesstaat gefahren. Anyway:
Ein Roadtrip mit 24 anderen der Internationals.
Klingt nach einem lustigen Trip – war es. Definitiv. Aber die Organisation war etwas crazy. Ich will nicht sagen „chaotisch“, denn das war es nicht. Deshalb sage ich „crazy“. Meint „verrückt“ übersetzt. War es eigentlich auch nicht. Es war … komisch. Ja, komisch. Das passt.
4 der Internationals hatten sich der Organisation angenommen – hatten ein Motel inmitten von Washington ausgesucht, Autos gemietet, die Geldfrage geklärt.

Nun, zum Hintergrund muss man sagen, dass der Trip eigentlich vom „International Office“ – also dem Ort auf dem Campus, der sich der Internationalen annimmt – geplant wurde. Weil das Office aber zum einen 100$ für den Trip wollte, zum anderen ein Hotel etwas ausserhalb von D.C. gebucht hatte, beschlossen einige der Internationals Ende August, zu schauen, ob ein Trip nicht günstiger
mit etwas zentralerer Lage zu organisieren ist. Vorgesehen waren 2 Autos mit vielleicht 10 Mitreisenden.

An dieser Stelle muss ich ehrlich sein:
mir war egal, ob ich 60, 80 oder 100$ für den Trip zahle

(ich meine, come on, wir reden hier maximal über einen Unterschied von aktuell 25€ – ist natürlich Geld. Aber wenn ich hätte alles organisieren müssen, hätte ich lieber 25€ mehr bezahlt. Naja, ich hab sie ja letztendlich gespart. Kann ich mit leben.)

und mit einem Hotel etwas ausserhalb hätte ich auch leben können – Grund für meine Zusage, bei den Internationals mitzufahren, war eher der, dass ich persönlich dachte, dass es mit einer großen Truppe in D.C. wesentlich mehr Spaß macht. Und wenn diese Gruppe auf eigene Faust dahin möchte – gut, komme
ich
mit. Es sollte sich zeigen, dass das eine gute Entscheidung war.

Einige planten also den Trip – und das wirklich gut. Die Organisation schien wirklich optimal, Geld wurde schon vor Reiseantritt gesammelt, Motel gebucht, 5 Autos gesucht – wobei 3 gemietet wurden, 2 weitere gehörten zu Mitgliedern unserer Gruppe.

Der Tag rückte näher und näher, ich freute mich auf den Trip – zumal ich froh war, nicht so viel mit der Organisation zu tun zu haben. Ist schön, sich mal einfach irgendwo einklicken zu können, ohne selbst in der Organisation zu stecken, was mir in Deutschland häufiger mal passiert ist.

Es wurde Mittwoch vor dem
Wochenende. In einer eigens gegründeten Facebookgruppe hatten wir schon zahlreiche Einträge mit noch zahlreicheren Kommentaren – der Eintrag
mit den meisten Kommentaren, nahezu 100, sollte aber erst an diesem
Mittwoch kommen.
Der Hauptorganisator, Edward, schrieb, dass er eine Mail erhalten habe von der Chefin des „International Office“, in der er von ihr gefragt wird, warum er als Hauptorganisator einen Trip mit 24 anderen nach D.C. plane, wo doch eine Reise nach DC am selben Wochenende geplant ist.

Hierzu sei nochmal kurz erwähnt:
der Trip sollte anfangs nicht mehr als 10 Leute umfassen und war nur deshalb am selben Wochenende geplant, um sich dann mit denen, die mit dem Office nach D.C. fuhren, vort Ort zu treffen und etwas zu unternehmen.

Doch wie so oft mit den Internationals explodiert die Anzahl plötzlich. Funfact: wenn ich in die Mensa komme, brauche ich wirklich nur nach dem Tisch suchen, der die meisten Studenten drum rum sitzen hat. Jap, das sind in 99% der Fälle wir. Ich sollte vielleicht mal bei den World Records anrufen, ich glaube, wir brechen jedes Mal den Rekord in der Kategorie „Wieviele Leute können gleichzeitig an einem runden Tisch essen?“

Aber egal, zurück zum Thema.
Ed hatte also diese Mail erhalten und uns davon berichtet. Wir waren erst einmal verblüfft, wie besagte Chefin überhaupt an den Namen des Organisators und der exakten Anzahl gekommen ist.
Schnell meldete sich eine aus unserer Road Trip – Truppe, die offenbar etwas zu ehrlich ist, wenn sie gefragt wird, denn in einem Gespräch mit der Leitung des Office hatte sie die Frage, ob sie mit nach Washington käme, verneint. Als die Chefin dann fragte, warum sie nicht mitkäme, hatte sie ihr von der Lage erzählt. Kann man nicht ändern – ich hätte vermutlich ähnlich reagiert, manchmal bin ich kopflos. Moment…manchmal? Haha, vielleicht auch „manchmal etwas öfter“. Naja. Gut, die Chefin wusste es also.
Edward schrieb ihr, dass er sich für den Verlauf entschuldigen
möchte, betonte zusätzlich, dass er niemanden verletzen wollte oder ähnliches. War die Wahrheit. Sie akzeptierte das, versuchte aber – meiner Ansicht nach – auch, uns ein wenig Angst zu machen, denn sie sagte, dass das „International Office“ mit dem Trip nach D.C. viel zu tun habe und uns daher in einem Problemfall nicht helfen könne. Ok, kann ich – können wir alle – mit leben. Warum? Oh, come on. Wir werden doch wohl einen dreistündigen Roadtrip hinkriegen und uns für eine Nacht in der Hauptstadt eines der mächtigsten Lander der Welt zurechtfinden.

Das hatten wir also erfolgreich geklärt. Wir wollten uns langsam
auf die Reise vorbereiten.

Es wurde Freitag – und wir planten ein Meeting zum Abklären aller noch offenen Fragen. Nicht gerade „typisch deutsch“ wurde das Meeting für 22 Uhr am Freitagabend geplant. Zur Erinnerung: es sollte Samstagmorgen losgehen.

Wir trafen uns, nach und nach trudelten dann auch fast alle Mitreisenden ein, sodass wir gegen 10:15 pm / 22:15 tatsächlich beginnen konnten.  Wir sprachen über die Reiseziele, über die Abfahrtszeit – die wir auf 7 Uhr legten -, über die Variante des „Wie kommen wir nach DC?“ und die Frage „Wo werden die Autos geparkt, ohne gleich 25 Dollar Parkgebühr für die Nacht zu zahlen?“. Ausserdem sprachen wir über die Aufteilung der Mitreisenden auf die Autos, zeichneten dazu sogar die Namen der Autofahrer an die Tafel und schrieben die entsprechenden Mitfahrer unter die Namen. Die Autos füllten und füllten sich auf diese Weise – ich fuhr bei Lukas mit, einem Austauschstudenten aus Tschechien, den ich bereits auf der Zugfahrt im August von New York nach Huntingdon kennen lernte. Das Geschehen nahm seinen Lauf, als plötzlich auffiel, dass eine Fahrerin nicht bei dem Meeting war.

Aufgrund ihrer etwas ungewöhnlichen Persönlichkeit

(wirkt häufig, um es in Worten von „How I met your Mother“ zu sagen, als hätte sie ein „Sandwich“ zuviel verspeist)

war ihr Auto bisher noch nicht völlig besetzt, doch spätestens jetzt, nachdem die vier anderen Autos besetzt waren, fiel ihr Fehlen auf.

Das Problem war nicht, dass entsprechende Fahrerin nicht da war.

Das Problem war, dass wir nicht wussten, ob sie ein Auto geholt hatte. Sie war den ganzen Tag nicht erreichbar. Und das war definitiv ein Problem. Denn die Vermietung hatte Samstag geschlossen … natürlich, wie sollte es anderssein?

Die Sache ist nämlich die: kein Auto, keine Fahrt.

Keine Fahrt, kein Washington. Und somit würden 5 Leute in die Röhre gucken.

Da es mittlerweile 23:30 war, sind Edward und ich – nur zur Sicherheit – zu ihrem Zimmer gegangen. Wir wollten abklären, ob sie ein Auto bei der Vermietung abgeholt hat. Ohne wäre es nämlich sehr, sehr schlecht gewesen.

Wir laufen also über den halben Campus zu ihrem Zimmer. Klopfen an ihre Tür. Und – natürlich, wie sollte es anders sein – öffnet sie die Tür, sagt, sie hat schon geschlafen, wollte fit sein für den morgigen Tag. Alles war gut.

Ok, nein, ich bleibe ehrlich und meinem Motto „Warum 2 Sätze schreiben, wenn es auch 2 Seiten sein können?“ treu – die wirkliche Geschichte ist ohnehin zu gut, um sie auszulassen. Denn – nein, sie hat nicht geschlafen. Und es hat niemand die Tür geöffnet. Sie war nicht in ihrem Zimmer. Sie war wer weiß wo.

Freitagabend. 23:45. Auch wenn sie morgen eigentlich fahren sollte – um 7 -, warum sollte sie schon daheim im Zimmer sitzen oder zu unserem Treffen kommen? Achja … ich liebe die Film-Klischees, die mein Leben immer mal wieder bedient. Ich sage nur „in letzter Sekunde in den Flieger einsteigen…“

Anyway. Die Wahrheit ist: Wir standen gut und gerne 10 Minuten vor ihrem Zimmer und klopften immer mal wieder an ihre Tür. Es hätte ja sein können, dass sie vielleicht nur einfach einen großartigen Schlaf hat. Leider – ich spoiler mal – hatte sie den nicht. Sie hat zu dieser Zeit – und nur sie selbst weiß, wann sie dann mal ins Bett kam – noch nicht geschlafen.

Wir standen also auf dem Flur. Völlig planlos. Denn wir mussten ja jetzt irgendwie rausfinden, ob wir 5 Autos hatten – oder eben nicht. Ich meine, wäre – als Aussenstehender – sicher witzig, zu beobachten, wie 25 Studenten um 20 Plätze in 4 Autos kämpfen. Morgens an einem regnerischen Samstag gegen 7. Aber ich wollte das nicht so gerne tun. Also starteten Edward und ich akribischste Detektivarbeit – klingt übertrieben, eigentlich fragten wir nur auf dem Flur umherlaufende Nachbarn von Fahrerin Nummer 5, aber ich finde „akribischste Detektivarbeit“ besser klingend als „planloses herumfragen“. Wir fragten also jeden, der an uns vorbeikam. „Hast du die gesehen?“ – „Oder du?“ – „Oder du?“

Natürlich – Hallo, Filmklischees – hatte sie von unseren ersten Ansprechpartnern niemand gesehen. Wir standen immer noch auf dem Flur vor ihrem (verschlossenen) Zimmer. Nach weiteren 5 oder 10 Minuten – ehrlich gesagt hatte ich in dem Moment andere Sorgen als die Uhrzeitfrage – kam eine der Dorm-Koordinatoren vorbei. Wieder die übliche Frage. Doch statt der  erwarteten „Ne, sorry“ – Antwort gab es ein „Ja, die habe ich vor kurzem gesehen. Die war mit [Name der Redaktion bekannt] unterwegs.“

Oh nein. Warum mit ihr? Besagte Person X ist leider bekannt dafür, dass sie gerne mal ´ne ziemlich wilde Party schmeißt – oder ein „Sandwich“ isst. Nun ja. Wir machten uns Gedanken, wo wir unsere „Fahrerin Nummer 5“ nun finden könnten. Wo könnten sie und Person X wohl hingegangen sein?

Ich hatte erst an eine gerade stattfindende 90-er-Party in der Nähe gedacht, doch Edward meinte, dass es besser sei, vielleicht zum Appartment von Person X zu laufen. Gute Idee. Also liefen wir den 10 minütigen Fußweg bis zu ihrem Appartment. Wir hofften, unsere Fahrerin dort zu finden. Wie gesagt, wir wussten bis dato noch immer nicht, ob wir nun 5 Autos haben oder nicht. Auf dem Weg machte ich mir Gedanken, wie wir das Problem lösen könnten, falls wir kein fünftes Auto hätten – die Vermietung hat Samstags – wie gesagt – nicht auf. Gedanken wie „Lose ziehen“ und „Vielleicht in letzter Minute doch noch bei der anderen Tour um Asyl bitten?“ kreisten durch meinen Kopf – aber ich fand alle „Aushilfslösungen“ beschissen.

Fast am Haus angekommen, sahen wir einen Umriss mit einer Zigarette vor dem Haus stehen, der zu unserer Fahrerin passen könnte. Wir näherten uns dem Haus, behielten dabei den rauchenden Umriss im Blick. Zwar ging der Umriss kurz bevor wir das Haus erreichten in eben dieses, aber wir waren uns ziemlich sicher, dass wir unsere Fahrerin gefunden hatten.

Wir liefen eine hölzeren Treppe nach oben, klopften an der Tür, und betraten nach dem obligatorischen „Come in“ den Raum. Nach Betreten des Raums sahen Edward und ich sofort unsere Fahrerin, die uns etwas ungläubig anguckte. Nach einer kurzen Begrüßung der drei anderen im Raum fing Edward das Gespräch an, das ich in Auszügen hier darstellen möchte:

„Hast du ein Auto?“ – „Ja, glaubst du, ich bin unterbelichtet?“ – „Gut. Warum warst du denn nicht beim Meeting?“ – „Ich habe so viel lernen müssen, heute wollte ich einfach nur Spaß haben.“ – „Ok. Aber warum hast du uns nicht Bescheid gesagt?“ – „Ich habe kein Handy.“ – „Und was ist mit Facebook?“ – „Ich hatte keine Zeit, auf Facebook zu gehen.“ – „Da steht doch ein Laptop hier auf dem Tisch, einfach kurz schreiben und gut. Wir haben dich gesucht.“ – „Wie habt ihr mich gefunden?“ – „Wir haben ein Mädel auf deinem Flur gefragt.“ – „Oh…ich dachte, ich könne mich unsichtbar machen und einfach so verschwinden…“

Nach einem kurzen Gespräch mit anschließend aufkommender Diskussion und ihrer Frage, warum wir uns überhaupt Sorgen um das Auto gemacht haben, konnten Edward und ich uns relativ schnell wieder auf den Heimweg machen. Es war alles gut – wir hatten 5 Autos. Mit einem Grinsen und etwas Ungläubigkeit über das gerade Geschehene ging ich zurück zum deutschen Haus – es konnte losgehen.

Am deutschen Haus angekommen traf ich noch auf zwei meiner Mitbewohner – was dazu führte, dass ich nicht vor 3 Uhr im Bett war. Haha. Witzig. Wann musste ich nochmal aufstehen? Oh shit …

Ich stellte meinen Wecker mit mehreren Weckzeiten ein – und einer „Ich bin die absolute Notfallszeit, wenn ich klingel, hast du a) voll verpennt und bist b) so gut wie am Arsch“-Weckzeit um 6:50. Wie gesagt, 7 Uhr wollten wir uns treffen und ASAP (As soon as possible – so schnell wie möglich) losfahren.

Natürlich – wie sollte es anders sein – bin ich nicht um 6:10 Uhr aufgewacht.

Auch nicht um 6:15. Oder 6:35. Nööööö. Beim Klingeln um 6:50 wachte ich auf und griff nach dem Wecker. Mit etwas verschlafenem Blick wischte ich über den Touchscreen und setzte mich auf. Nach und nach sammelte ich mich. Und ich schaute erneut auf den Touchscreen – diesmal zum Checken der Uhrzeit.

Es ratterte. Und ratterte in meinem Kopf. 6:51. 6:51! 6:51 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wie ein Blitz stand ich auf – pardon, es war mehr ein aus dem Bett „schießen wie ein Torpedo“, zog mich an, putzte mir die Zähne – soviel Zeit muss sein – und schnappte meinen zum Glück schon gepackten Rucksack.

Es war zwar schon 7:00 Uhr als ich das Haus verließ, aber sich innerhalb von 9 Minuten fix und fertig zu machen, finde ich eine Leistung. Bin ehrlich, da bin ich schon noch ein bisschen Stolz drauf. Nunja. Ich kam also am Treffpunkt an. 7:05. 5 Minuten zu spät – der letzte war ich trotzdem nicht und deshalb war es ok. Um 7:15 klingelten wir den letzten per Handyanruf aus dem Bett, der – ähnlich wie ich – vermutlich Torpedoähnlich in den Tag startete, denn um kurz vor halb 8 konnten wir aufbrechen. Unglaublich, aber es war soweit – wir konnten losfahren. Losfahren Richtung Washington. DC, wir kommen.

„Wer einmal Reiseleiter war, hat das Fegefeuer bereits hinter sich.“

                                                                                                            Emilio Tacchini

Euer Tobi

P.S.:
Teil 2? Bilder? Die gibt es am Freitag – ich möchte euch nicht zu viel Lesestoff auf einmal vorsetzen. 🙂

09/23/13

Ein kleiner Vorgeschmack …

Hallo zusammen,

das Wochenende war sehr erlebnisreich, aber auch sehr anstrengend. Deshalb gab es gestern keinen Blog – dafür wird es dann aber am
Mittwoch einen längeren Eintrag geben, der die Reise behandelt. Weil es so viel zu erzählen gibt, brauche ich noch etwas Zeit für den Text. Mittwoch aber. Versprochen!

Einen kleinen Vorgeschmack gefällig?

Bitte sehr!

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Freut euch auf Mittwoch – es ist viel passiert.

„Verschiebe nicht auf morgen, was auch bis übermorgen Zeit hat.“ – Mark Twain

Euer Tobi

09/19/13

Storm of the Arch

Hallo zusammen,

heute war es soweit – „Storm of the Arch„. Bevor jetzt irgendwer auf dumme Gedanken kommt:
„Arch“, nicht „Ars..“ – ach, ihr wisst schon.

Bei dieser Veranstaltung versuchen – ich hatte es letzte Woche schon angedeutet – die Erstsemester – auch „Freshmen“ genannt – einen Torbogen zu durchqueren. Zwischen den Erstis und dem Bogen stehen alle Mitglieder des Frauen- und Männerrugbyteams, für die es ein Fest zu sein scheint, wie eine wilde Meute auf die ahnungslosen Freshmen loszulaufen. Geprügelt wird dabei natürlich nicht, es geht für das Rugbyteam darum, die Erstis auf den Boden zu bringen. Gerne aber auch mit etwas sanfterer Gewalt.

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Nunja. Was der Gewinner kriegt, ist eigentlich gar nicht so wichtig – denn in zig Jahren hat es bisher niemand geschafft, den Torbogen zu erreichen.
Auch ich habe es heute probiert, und musste die Undurchführbarkeit dieses Unterfangens miterleben. Wenn es tatsächlich jemand auf die andere Seite schaffen soll, bräuchte man entweder auf dem
Campus verbotene und von mir sicher auch nicht zu händelnde Waffen, oder mehr Freshmen. Viel mehr.

Die Anzahl der „Stürmenden“ war in etwa dieselbe wie die Anzahl der Verteidiger – was bei der unorganisierten „Angriffstechnik“ der Freshmen dazu führt, dass es für die Rugbyteams
ein Leichtes ist, zu gewinnen. Vielleicht sollte ich eine Taktik ausklügeln, um …

Nein, ich denke wieder zu weit. Es war eine witzige Erfahrung – aber ich hasse Unterfangen, die schon von Anfang an als „Unmöglich“ eingestuft werden müssen. Leider.

Anyway – zum
Glück musste ich wenigstens nicht ins Sanitäterzelt, ich bin heile geblieben – manch anderer hingegen sah ganz schön mitgenommen aus. Auch der Präsident des Colleges, der bei dem
traditionsreichen Sturm bei den Freshmen mitgelaufen ist, hatte zumindest Rasenflecken auf seinem
T-Shirt – aber er war immerhin dabei. Es hat zwar mal wieder niemand geschafft, aber traurig bin ich deshalb trotzdem
nicht.

Was mich
tröstet? In über 70 Jahren ist noch niemand – nicht einer – am
Torbogen angekommen, es hatte also fast jeder mindestens Rasenflecken auf seinen Klamotten. Nun ja, genug gelabert, ich werde mich jetzt mal an meine Hausaufgaben begeben – wobei, vielleicht sollte ich doch eine Taktik für das nächste Jahr ausklügeln …

„Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“ – Hermann Hesse

Euer Tobi

09/17/13

Mountain Day ?!?! / Heute ist Mountain Day – oder doch nicht?

Hello everybody,

the last few days had many rumors. „Tomorrow is Mountain Day“. Mostly the rumors had been just rumors or deeply wishes, because someone didn’t want to do homework for the next day.
But not today – TODAY WAS MOUNTAIN DAY.

So I woke up at 9, classes had been cancelled and we all headed out to Raystown Lake

Btw: I like the german house. Really. But sometimes living „Off Campus“ is annoying, because I didn’t know that it is Mountain Day, until I looked at Facebook. All the other guys had been woken up at 5 with sirens and the words „MOUNTAIN DAY!!!!“.

Anyway: I knew it and so we headed to the lake. We played soccer, volleyball and all that stuff – it was really, really nice and so much better then sitting in dark
classrooms.

Ah, before I forget: my
roommate Simon won a camera at a contest. Awesome. Good day. Definitely.

„Tomorrow
is always
Mountain Day.“ / „Der nächste Tag
ist immer „Mountain Day“. – Unknown Author / unbekannter Autor

Best,
Tobi

Hallo zusammen,

in den letzten Wochen war viel spekuliert worden. „Morgen ist Mountain Day – ganz bestimmt.“ Natürlich war es immer
nur ein Gerücht, was sich am nächsten Tag nur als Hoffnung irgendeines in Hausaufgaben versinkenden Studenten entpuppte.

ABER NICHT HEUTE – DENN HEUTE WAR
MOUNTAIN DAY.

Aber was ist das eigentlich, dieser „Mountain Day“, von dem
alle träumen?

Am „Mountain Day“ werden um 5 Uhr alle Studenten auf dem
Campus mithilfe von Sirenen und wilden Klopfzeichen an der Zimmertür aufgeweckt. Man erfährt dann, dass heute jener Tag ist.
Ab 10 Uhr fahren dann Busshuttles zum Raystown Lake, einem See
in der Nähe.
Dort gibt es dann Essen, verschiedene Spiele wie Volleyball, Kanufahrten und ein Gewinnspiel.

Gestern wurde – wie schon in der vergangenen Woche – viel spekuliert. Letzten Montag gab es schon „diese Vorahnung“, dass am
Dienstag „Mountain Day“ ist – doch dies war schlicht und ergreifend nur eine Hoffnung. Gestern gab es ähnliche Gerüchte – doch wirklich Hoffnung machte ich mir nicht. Zum einen war eigentlich für heute Regen angekündigt,
zum
anderen waren die Gerüchte die selben wie schon am Montag. Gut, mit einer Ausnahme: jemand wollte gestern gehört haben, dass das Cateringteam
des Campus einen speziellen Essensplan für heute beratschlagt hatte – aber auch das hätte ja nur ein Wunschdenken sein können. Nunja – in diesem
Fall war es die Wahrheit.

Wie ihr ja wisst, lebe ich im
deutschen Haus – einem
Haus,
das
„Off-Campus“ ist – auch wenn es nur 3 Gehminuten vom Campus entfernt liegt. Dadurch gibt es einige Vor-, manchmal aber auch Nachteile. Einen Nachteil habe ich heute erlebt.
Ich wachte um 9 Uhr auf. Völlig ahnungslos. Denn Sirenen oder gar an meine Tür klopfende Leute habe ich nicht gehabt. Ich wachte also um 9 Uhr auf – enttäuscht, dass schon wieder
nicht „Mountain Day“ ist – denn das bedeutete, dass ich den wöchentlichen Test im Business-Fach heute definitiv schreiben müsste.

Weil ich noch einen Funken Resthoffnung hatte, schnappte ich mir mein Handy und schaltete das WLAN ein – über Nacht mache ich es
meist wegen der Vibration aus, denn ich habe zwar einen Schlaf,
der den Start eines Flugzeugs locker abblocken kann – nicht aber die Vibration meines Smartphones.

Als ich auf Facebook ging, sah ich plötzlich zahlreiche Einträge in der „Juniata International“-Gruppe, die wir für die Zeit in den USA gegründet hatten, die meist
alle
mit dem
Satz „Happy Mountain Day“ begannen. Auch bei Whats App hatte ich mehrere Nachrichten, die
mir Glückwunsche für den Tag übermittelten.

Es war also doch wahr: heute ist Mountain Day.

Etwas ungläubig duschte ich und machte mich fertig – wohl wissend, dass niemand sonst
im
deutschen Haus von der frohen Botschaft wusste.
Nachdem
ich geduscht hatte, ging ich in die Küche, wo ich Simon, einen meiner Roommates traf. Er war gerade dabei, sich für seine erste „Class“ fertig zu machen. Ich wusste sofort – schlau wie ich halt bin 😀 -, dass er noch nicht wusste, welcher Tag heute ist.

Ich grinste ihn an und sagte:
„Heute ist „Mountain Day““
Er guckte
mich nur ungläubig an – ich glaube, es lag auch ein bisschen Unverständnis darüber, warum ich so einen grausigen Scherz am
Montagmorgen mit ihm
mache, in seinem
Blick –
„No, it’s not“, antwortete er schlicht. Ich grinste nur weiter.
„Guck‘ auf Facebook“, sagte ich.
Er tat, um was ich ihn gebeten hatte – und war nun noch ungläubiger.

„Ernsthaft?“
Er fing an zu grinsen.
Wir
machten danach die anderen aus unserem
Haus mit den schreienden Rufen „It’s
Mountain Day“ wach, drehten die Musikanlage auf und freuten uns, den Montag nicht
mit unseren Vorlesungen zu verbringen.

Gegen 11 Uhr fuhren wir mit einem
der Shuttlebusse – endlich bin ich mal mit einem richtigen, amerikanischen Schulbus gefahren – zum
See.

Am See angekommen gab es unterschiedlichste Sachen, die man
machen konnte:
verschiedene Spiele in einer Art „Hüpfburg“ – klingt lächerlich, war aber ziemlich cool -, Volleyball, Fußball, einen Tauzieh-Contest, Kanu fahren und micht zuletzt: Essen. Da das Wetter mitspielte, war die Zeit wirklich gut und wir Internationals konnten die Zeit zum Ausspannen genießen. Mit der Truppe der Internationals ist echt eine tolle Gruppe entstanden, mit der man immer was erleben kann – am
„Mountain Day“ und hoffentlich auch auf unserem Trip nach Washington DC, den wir jetzt am Wochenende vorhaben. Anyway:
Als wir gegen 15 Uhr zurück gefahren sind, war eines klar: „Mountain Day“ ist besser als in Vorlesungen zu sitzen. Viel besser.

„Tomorrow
is always
Mountain Day.“ / „Der nächste Tag
ist immer „Mountain Day“. – Unknown Author / unbekannter Autor

Euer Tobi

P.S.:
This is, what you see, when you want to visit the Webpage of Juniata today:

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