Washington – Part 2

Hallo zusammen!

Für besseres Verständnis dieses Blogs lest bitte den Prolog „Washington„.

Wir waren also am vergangenen Samstag – finally – unterwegs. Roadtrip. Wuhuuu. Trotz Bewölkung, Regen und auch mal dickstem Nebel war die Stimmung gut.
Am Fenster flogen kleinste Dörfer vorbei – dass lediglich drei Häuser und (vielleicht noch eine Tankstelle) hier den Namen eines Dorfes erhalten, ist meiner Meinung nach eine Beleidigung für jedes Dorf in Europa (ja, das war Sarkasmus. Verstehen kann ichs aber echt nicht) -, dazu Wälder über Wälder und immer mal wieder Fast Food Restaurants. Ich sage nur: „Hallo, gelbes M.“

Neben dem Geschehen ausserhalb des Fensters lief im Radio USA-typische Musik. Das mag jetzt komisch klingen, aber ich fand, dass die Musik perfekt passte. Neben Kate Perry’s neuem Song „Roar“ lief auch mal Adele oder … Trommelwirbel, mein „Team America“, mit denen ich letztes Jahr einen Roadtrip an der USA-Westküste hatte, darf jetzt bitte grinsen … FUN mit „Tonight“. Ihr wisst schon. Der Song, bei dem
man eigentlich zum Mitgröhl… pardon, mitsingen animiert wird: „Toooooooonaaaaaiiiiiight, weeee are youuuung“. Awesome.

Ok, dank Auto-Karaoke, bewundernswertem Beobachten des Fahrverhaltens von „Fahrerin Nummer 5“ (Leser des letzten Blogeintrags werden sie noch kennen – und ja, sie ist tatsächlich eine eher speziellere Fahrerin, wir standen beispielsweise einmal auf der Fahrt, weil wir hinter ihr fuhren, 15 Sekunden an einr grünen Ampel. Warum? Wüsste ich auch gerne. Sind aber alle sicher angekommen. Erstaunlich…) und eines einstündigen „Ich mache nur mal kurz die Augen zu“-Nickerchens ging die knapp dreistündige Autofahrt schnell vorbei und wir kamen am Haus von Joel an.

Joel ist amerikanischer Mitstudent und Teil unserer International Group geworden. Da seine Eltern in einem Außenbezirk von Washington wohnen, hat er uns netterweise für den Beginn unserer Reise und zum „was in den Magen kriegen nach anstrengender Autofahrt“ zu sich eingeladen. Vor Ort gab es dann Pizza, zwei interessante Fußball-Fundstücke in Joels Zimmer (bitte schaut euch die Bilder an – großartig) und ein nettes Beisammensitzen auf einer coolen Terrasse.

Nach rund einer Stunde machten wir uns dann mit unseren 5 Autos auf den Weg zur etwa 3 Kilometer entfernten Metro Station. Dort parkten wir – kostenfrei, da Wochenende – unsere Autos und fuhren mit der Metro in die Innenstadt von Washington. Die normalerweise rund 30 minütige Fahrt dauerte etwas länger, da es am Wochenende immer Reparaturarbeiten an den Metro-Stationen gibt, aber nach langer Autofahrt kommt man damit zurecht.

Als wir in Washington ankamen, trotteten wir 24 (Fahrerin Nummer 5 besuchte ihren Freund in Washington und war daher nicht mit uns unterwegs) aus der U-Bahn und fanden uns inmitten von Washington wieder. Wir liefen rund 10 Minuten und waren dann an unserem Hostel angekommen, wo wir erst einmal eincheckten und Zimmer bezogen.

Thema Hostel:

Statt einem ein- oder zwei-Betten großen Zimmer kriegt man hier eher eine Art Schlafsaal mit 10 Betten – da wir Jungs aber genau 10 waren, bekamen wir sozusagen unseren eigenen Schlafsaal mit insgesamt 5 zweistöckigen Betten und 10 Schränken.
Ich bin ehrlich: das war das erste Mal, dass ich mit 9 anderen in ein und demselben Raum geschlafen habe – bisher lag das Maximum bei 4. Da wir aber zum einen nur eine Nacht dort verbrachten, ich zum anderen damit rechnete, ohnehin nur wenig zu schlafen, war es völlig ok für mich. Ausserdem: das Motel hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Es liegt in wirklich guter Lage – rund 15 Fußminuten vom Weißen Haus entfernt -, hat sehr nettes Personal, man kriegt kostenloses Frühstück am Morgen und noch dazu gratis WLAN. Passt. Ruhig ist es auch. Also: was will man mehr?

Nach dem ersten Einrichten verließen wir zusammen das Hostel wieder und gingen Richtung Weißem Haus. Zwar hatte Joel uns geraten, dass wir uns beeilen, da es gerade in einem Nachbarstaat starke Regenfälle gab, doch ich hatte mich da eher ans deutsche Wetter erinnert und dachte, dass es die Regenschauer sicher nicht bis zu uns schafften. Deshalb – und weil ich keinen Bock auf Pullover und damit verbundenes Schwitzen hatte – ging ich in kurzer Hose und T-Shirt raus. Ich dachte mir: ist angenehm warm draußen, wird schon nix passieren. Und wenn es zu Hause 30 Kilometer weiter regnet, heißt dass auch nicht, dass es das bis zu uns schafft – wird schon nix passieren, dachte ich mir.

Ich Unwissender… für diese Fehleinschätzung sollte ich noch teuer bezahlen.

Wir liefen also durch die Stadt Richtung „Weißes Haus“. Dank Joel, der zu unserem Reiseleiter mutierte, kamen wir schnell und unkompliziert hin. Um ehrlich zu sein: ich stand vorm Weißen Haus und meinte nur „Das ist nicht das Weiße Haus“. Ich hatte es als weiter weg vom Zaun stehend in Erinnerung – in Wahrheit stand ich bei meiner ersten Reise nach Washington, 2009, einfach auf der anderen Seite des Hauses. Haha, was für ein Dummkopf ich sein kein.

Nunja. Wir schoßen also, nachdem ich begriffen hatte, dass es sich um DAS „Weiße Haus“ handelte, ein paar Fotos – das obligatorische Gruppenfoto verpasste ich aber – mal wieder -, da ich schon weiter vorgeprescht war – wie gesagt, ich wusste nicht, dass es sich um eben jenes Gebäude handelte -, doch Joel bat uns erneut darum, schnell weiter zu laufen, da ein großer Schauer kommen solle. Ich dachte wieder an das Wetter in Deutschland und glaubte ihm weiterhin nicht so wirklich. Wie gesagt, ich sollte teuer dafür bezahlen.

Wir wollten eigentlich die National Mall (eine kilometerlange Gerade zwischen Capitol, National Monument und Lincoln Memorial) ansehen, doch aufgrund des bewölkten Himmels und langsam aufkommenden Regens entschieden wir uns, Richtung Space Museum zu laufen. Museen in Washington sind größtenteils umsonst und beinhalten viele verschiedene Themen. Ein anderes Museum stellt beispielsweise die „Unabhängigkeitserklärung“ aus.

Wir liefen Richtung Space Museum, kamen dabei allerdings am Memorial für den zweiten Weltkrieg vorbei – und da wir nun ohnehin schon an einem Teil der National Mall waren, dachten wir uns: „komm, nehmen wir wenigstens noch das Lincoln Memorial mit.“ Wir Idioten. Wir hätten zum Museum laufen sollen. Direkt. Und nicht über „Los“ (bzw. das Lincoln Memorial) gehen – bitte entschuldigt meine Vergleiche mit Monopoly, die nächsten Stunden sollten aber eine Bestrafung (für diese Fehlentscheidung) vergleichbar einem Gang ins Gefängnis in Monopoly werden.

Wir waren also an der National Mall (ein vor Ort erstelltes Video – leider mit etwas schwer zu verstehendem Ton – findet ihr hier).

Ihr könnt immerhin sehen, welche Ausmaße die „Mall“ hat – es handelt sich dabei nicht um einen kurzen Weg, sondern wirklich um eine weite Fußreise, denn hinter dem National Monument geht es noch mindestens rund 20-30 Minuten zu Fuß weiter, bis man letztendlich am Capitol angekommen ist.

Anyway: Wir liefen hinter dem Memorial für den Zweiten Weltkrieg am Wasserbecken entlang – „Forrest Gump„-Liebhaber werden das Wasserbecken wieder erkennen; ich sage nur „FORREST!“ – Richtung Lincoln Memorial. Dort schossen wir ein paar Fotos. Nach rund 30 Minuten am Memorial wollten sich einige nun doch noch auf den Weg zum Air Space Museum. Keiner von uns hatte eine Ahnung, dass das eine blöde Entscheidung sein sollte.

Wir liefen also zurück. Diesmal durch einen Park links neben dem Wasserbecken. Nach rund 5 Minuten ging es dann los. Ich hatte schon angedeutet, dass Joel von aufkommendem Regen sprach.

Und: da war er. Naja. Gut. „Da war er“ klingt, als hätte der Regen freundlich angeklopft und gesagt „Der Regen vorhin war nur das Aufwärmen – jetzt zeige ich euch mal richtigen, amerikanischen Regen – also passt auf.“ Ne, der Regen hat einfach angefangen.

Wobei: Das war kein Regen – das war mehr eine Dusche auf stärkster Wasserstufe. Wir liefen an einem See vorbei und ich dachte mir nur „Könntest jetzt eigentlich auch da reingehen, würde keinen Unterschied machen. Vielleicht ist ja sogar das Wasser wärmer …“

Naja, bin dann aber doch bei meiner Gruppe geblieben, die nach und nach immer nasser wurde. Ein paar Glückliche hatten Regenschirme – doch die wurden ein begehrtes Gut. Das führte dazu, dass unter einem Schirm plötzlich zwei oder gar drei Leute standen. Unnötig zu erwähnen, dass drei Leute unter einen normalen Regenschirm nicht passen. Ergebnis war, dass zwar alle ihre Körperfront schützen konnten – aufgrund der Enge unter dem Schirm aber ihren Rücken ungeschützt hatten und so einen vollkommen nassen Rücken bekamen. Sehr witzig zu beobachten, wie ein Schirm es sich zum Hobby zu machen scheint, zwar den Körper vorne zu schützen, aber gleichzeitig das Wasser auf den Rücken tropfen zu lassen. Sah etwas nach Absicht aus …

Edward meinte auf dem Weg noch: „Seht es positiv – schlimmer geht nicht.“

Haha. Hätte er das mal lieber nicht gesagt. Ich wusste nicht, dass es noch stärker regnen kann – aber es ging. Funfact: ich trug eine kurze Hose und – Trommelwirbel – ein weißes Shirt. Das Shirt wechselte von weiß nach und nach auf den (leider zu diesem Zeitpunkt nicht passenden) Modus „Ich befinde mich gerade in einer Waschmaschine und muss deshalb ein wenig durchsichtig werden“ – was neben der Tatsache, dass ich mich gerade fühlte, als stünde ich mit allen Klamotten unter einer voll aufgedrehten Dusche, dazu führte, dass ich die ganze Zeit versuchte, mein sich langsam an den Körper anklebendes Shirt auszuwringen, um nicht völlig wie eine Teilnehmer-Parodie eines Wet-T-Shirt-Contests auszusehen. Klappte die ersten Minuten noch – aber nach und nach war es mir mehr und mehr egal, denn die Wassermassen waren einfach zu viel. Für mich. Für meine Schuhe. Für meine Hose. Und vor allem für mein weißes Shirt. Lieber gehe ich als Wet-T-Shirt-Teilnehmer-Parodie durch Washington, als weiter wie ein Blöder das Shirt auszuwringen – viel besser sah die dämliche „Ich wringe mein T-Shirt auf der Straße aus“-Bewegung nämlich auch nicht aus. Also bin ich einfach so dem Weg gefolgt.

Irgendwann kamen wir an eine Straße. Jene Straße, die zwischen Second World War Memorial und National Monument liegt – ihr könnt sie in dem Video sehen.

Wir standen also an der Straße. Auf dem Weg zum Space Museum, was fast schon am Capitol lag – hätte ich das gewusst, wäre ich sicher nicht mitgegangen – denn ich war schon nass genug. Anyway.

Zunächst stand ich am Übergang vom Bürgersteig zu der Straße und wartete dort auf die Ampel, die sich natürlich viel Zeit ließ, auf „grün“ zu schalten. Ich blickte dann aber auf den Asphalt und sah dort zwei größere Pfützen. „Hallo Filmklischees“, dachte ich mir – und trat sicherheitshalber drei, vier Schritte zurück. Ich musste nicht auch noch vom aus einer Pfütze aufspritzendes Wasser nass gemacht werden, weil ein Auto durch eben jene fährt.

Ich trat also die Schritte zurück. Während ich zurücktrat, sah ich noch, dass ein Mädel und ein anderer Junge aus meiner Gruppe auf ähnlicher Höhe wie ich zuvor standen – und ich ahnte, was kurz danach auch passierte. Bevor ich noch irgend etwas sagen konnte, kam ein Auto vorbei und fuhr durch beide Pfützen – und traf somit sowohl den Jungen als auch das Mädchen. Auf der ganzen Vorderseite, die beide zuvor durch Regenschirme zu schützen versucht hatten – und bis dahin auch erfolgreich bei der Verteidigung dieser Körperseite waren. Die Pfützenwelle, die sich über sie ergoß, ließ beide noch mehr wie begossene Pudel aussehen – und ließ sie noch nasser werden – ich wusste nicht, dass das überhaupt geht. Ich konnte das gerade Geschehene nicht fassen, obwohl ich innerlich mit sowas gerechnet hatte – und sah völlig verdutzt zu, wie der Junge sich umdrehte mit einem Blick, den ich gerne auf Video festgehalten hätte:

In seinem Blick lag ein bisschen die flehende Bitte „Sagt mir, dass das gerade nicht passiert ist“, der Schrei „Natürlich, ich war ja noch nicht nass genug – vielen Dank!“ und gleichzeitig ein Hauch von „Nooooooooooo“. Herrlich. Wir alle lachten göttlich über diese Szene – auch die zwei begossenen Pudel. Es war einfach ein Knaller – und ließ uns alle – trotz klätschender Nässe – den restlichen Weg zum Museum leichter ertragen. Nach weiteren 20 Minuten des „Durch den Regen laufens“ erreichten wir gegen 17:10 das Museum.

Natürlich – Hallo, Filmklischees – machte das Museum um 17:30 zu. Wir waren also gefühlte Jahrzehnte durch den Regen gelaufen, nur um uns für 20 Minuten in dem Musem umzusehen. Naja. Erhlich gesagt hatte ich andere Sorgen und verschwand erst einmal in einem der Toiletten. Ich hatte nämlich die Hoffnung, dass es in diesem Museum Handtrockner-Föns gab. Gab es. Tatsächlich. Und – auch wenn ich damit ziemlich bescheuert ausgesehen haben muss, Mr. Bean Kenner vielleicht gar an einen seiner Sketche erinnert haben muss – es war mir egal, wie es aussah, denn mein T-Shirt wurde (wenn auch nur ein kleines bisschen) trockener.

Da waren wir also. Final an unserem Ziel, dem Space Museum. Doch nur für 20 Minuten. Zum Schießen. Erneut – Hallo, Filmklischees. Natürlich schafft die Gruppe es, zum Museum zu kommen – aber das Museum schließt kurz danach und sie dürfen wieder in den Regen.

Also erneut raus in den Regen. Wie der Rest des Museums. Es schien, als hätten einige die Idee gehabt, im Museum Schutz zu suchen vor dem Regen – was dazu führte, dass der Platz vor dem Museum voll von Menschen war. Wir dachten uns: „Nochmal durch den Regen? Nö. Wir nehmen uns ein Taxi (– bzw. 4, um alle unterzukriegen, die mit zum Museum gelaufen waren und nicht am Lincoln Memorial geblieben waren).“

Das Problem war: die Taxi-Idee hatte offenbar ganz Washington.

Wir versuchten, bei der Taxi-Zentrale anzurufen. Doch – nachdem wir dann endlich durchkamen – sagte man uns, dass kein Wagen zur Verfügung stünde. Alter – ernsthaft?

Naja. Also machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel – es nützte ja nix, weiter im Regen stehen macht es nicht besser. Auf dem Weg durch den – zwar etwas schwächeren, aber immer noch ausreichend durchnässenden – Regen versuchten wir immer mal wieder, ein Taxi zu erwischen. Nach und nach konnten wir auf diese Weise 4 Taxis erwischen – doch ein fünftes erschien erstmal nicht. Als wir schon fast am Hostel waren – nach ungefähr 20 Minuten Fußweg -, völlig durchnässt und frierend, sahen wir endlich ein Taxi. Das Problem war: wir waren zu 6.

Es war zwar ein Großraumtaxi, aber ein Platz war trotzdem zu wenig. Ich wollte schon sagen „Macht eh nix, ich lauf den restlichen Weg auch noch“ – doch der Fahrer kam mir zuvor.

Er erlaubte uns, zu 6. in dem Fahrzeug zu sitzen – unglaublich, aber das Schicksal hatte also doch noch ein Einsehen.

Nach einer Dusche und einem Abendessen bei Subway machten wir uns bereit für den Abend. Einige waren noch immer völlig durchgefroren von dem Regen und wollten nur noch im Hotelzimmer bleiben – andere jedoch, unter anderem ich, wollten das erste Mal in einem amerikanischen Club feiern gehen.

Deshalb machten wir uns um kurz vor halb 11 auf den Weg zu einem Club – namens „Ultra Bar“ -, der ungefähr 20 Fußminuten entfernt lag. In den Club konnten auch unter 21jährige, durften allerdings nicht trinken.

Daher machten sich 10 von uns auf den Weg zu diesem Club, auch einige unter 21. Wir wollten vor 11 da sein, weil wir von Joel gehört hatten, dass es dann angeblich kostenlosen Eintritt gäbe. Wir beeilten uns also etwas, nutzten aufgrund des anhaltenden Regens auch die Annehmlichkeit eines Taxis – nochmal „nass werden“ musste nicht sein. Vor dem Club angekommen zückte einer von uns sein Portmoney und zahlte das Taxi, ich machte mich unterdessen schon auf den Weg zur Schlange vor dem Clubeingang. Plötzlich sah ich, wie derjenige, der das Taxi gezahlt hatte, verzweifelt sein Portmoney suchte. Er stand schon neben mir in der Schlange, als sich siene Augen aufrissen und er es noch im Taxi vermutete. Das Taxi war gerade dabei, zu wenden, und er stürmte auf die Straße und hielt eben dieses in letzter Sekunde vor dem Wegfahren an – hallo, Filmklischees. Ich stand etwas weiter weg und sah nur, wie er wie wild in dem Taxi suchte – doch anscheinend nichts finden konnte.

Ich dachte mir, dass er es vielleicht beim Aussteigen verloren hatte – und ging daher an ungefähr die Stelle, an der wir ausgestiegen waren. Nach ein wenig Umherblicken auf dem nassen Asphalt sah ich tatsächlich ein ledernes Portmoney auf dem Boden liegen – ich hob es auf, vergewisserte mich, dass es das Gesuchte war und rief den noch immer im Taxi umhersuchenden mit den Worten „I got it“.

Als wir dann zum zweiten Mal – nach abgeebter Panik des zuvor noch Geldbörsenlosen – an der Eingangsschlange für den Club ankamen, wurden wir – nach einer hier offenbar üblichen Leibesabtastung mit anschließender kritischen Begutachtung meines Asthmasprays (könnte ja eine Droge sein) – gebeten, 20 Dollar zu zahlen. Wenn man über 21 war. Unter 21 musste man gar 30 Dollar abdrücken. Krass. Aber wir zahlten trotzdem – wir wollten (vor allem nach all der Hektik) schließlich in Washington feiern gehen. War nur blöd, dass wir uns umsonst beeilt hatten. Aber naja, kann man nichts machen. Nach Zahlen des Betrags bekamen die unter 21 Jährigen auf beide Handrückenseiten mit Edding je ein dickes „X“ gemalt, damit sie keinen Alkohol bekommen. Ich als Ü21 Jähriger bekam ein Bändchen um den Arm, das einem Festivalbändchen ähnelte – und am nächsten Tag auch nur ähnlich schwer wieder abzubekommen war.

(Kleine Anekdote aus dem späteren Verlauf des Abends: Eine unserer U21Jährigen nippte an einem Glas mit Alkohol – und wurde dafür kurz darauf von einem der Türsteher aus dem Club „gebeten“. Sie durfte auch nicht wieder herein und wurde daher von uns mit einem Taxi zurück zum Hostel geschickt. Ich war überrascht von der Konsequenz, die die Clubs hier durchziehen – doch als ich hörte, dass es bis zu fünfstellige Geldstrafen geben kann, wenn ein Club Alkohol an Minderjährige ausschenkt, verstand ich diese Politik.)

Im Club war es, als wir kamen, noch ziemlich leer, daher schauten wir uns erstmal die beiden Tanzflächen an – eine mit Charts/House-Musik, die andere mit Rap/Hip-Hop.

Später – im Verlauf des Abends – blieben wir überwiegend auf der House-Fläche, auf der nahezu nur Songs gespielt wurden, die ich gerne höre – unter anderem auch „Wake me up„. Vor einigen Wochen sagte man mir bei einer Party in East – dem Party Dorm auf dem Campus – noch, dass man Avicii in den USA nicht spiele, weil dazu niemand tanzen würde – weil ich so etwas nicht verstehen kann, habe ich damals nicht akzeptieren wollte, dass sich jemand guter Musik verweigert. Aber naja. Avicii wurde trotzdem nicht gespielt. Hört man ja in den USA nicht.

Von wegen. Langsam, aber sicher, wird der Song hier auch richtig groß – und als er in der Disco in Washington lief, kannte ein Großteil der Besucher den Hit auch schon, was dazu führte, dass der Song zu einer richtig guten Stimmung im Club führte. Na warte, East, auf der nächsten Party wird „Wake me up“ gefälligst gespielt…

Gegen 3 verließen wir den Club und machten uns auf den Heimweg Richtung Hostel, stoppten vorher allerdings nochmal kurz bei McDonalds – ein McFlurry nach einer guten Party darf sein…

Nach 3 Stunden Schlaf wachte ich gegen 8 auf, nahm am Frühstück teil, dass im Preis für die Übernachtung enthalten war – und gegen 10 machten wir uns dann erneut auf den Weg durch Washington, besuchten unter anderem das Capitol und liefen durch Chinatown. Gegen 13 Uhr gingen wir dann aber auch wieder zum Hostel zurück, da die Insassen des Autos, in dem ich saß, auf dem Heimweg noch „kurz“ in einem Outlet halten wollten. Daher fuhren wir mit der Metro zurück zu den Autos, von dort dann mit dem Auto weiter in Richtung Outlet. Andere blieben noch etwas länger in DC oder fuhren noch einen Umweg über Baltimore, ich brauchte aber unbedingt neue Schuhe, deshalb wollte ich gerne mit ins Outlet und fuhr „gezwungenermaßen“ mit.

Aus „kurz mal schauen, was es da so gibt“ wurden 3 Stunden – bis die Läden um 19 Uhr zu machten – und ich kaufte unter anderem eine Levis Jeans für 15 Euro – aber keine Schuhe. Haha. Naja. Dafür die neue Jeans – kann man sich ja auch mal gönnen.

Bevor wir zurück fuhren, wollten wir noch bei Subway Halt machen – ja, ich weiß, „schon wieder?“; es war leider das einzige, was in der Nähe lag – und tanken. In der Schlange bei Subway stehend dachte ich plötzlich: „Moment mal, die Sprache kennst du doch“. Und – natürlich – direkt hinter mir in der Schlange standen zwei Deutsche. Unfassbar. Die sind echt überall. 😉

Um 22 Uhr waren wir dann zurück am College – und ich fiel hundemüde ins Bett. 6 Stunden Schlaf in 2 Nächten waren zu wenig bei all dem Regen und Gerenne durch DC. Ich war kaputt – aber es hat sich gelohnt. Jetzt bleibt nur eine Frage offen:

„Wo fahren wir das nächste Mal hin?“

„Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlust dabei,
und meist von der unerwarteten Seite;
man empfängt mehr oder weniger, als man hofft.
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar:
sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.“
Johann Wolfgang von Goethe

Euer Tobi

 

2 thoughts on “Washington – Part 2

  1. Das Zitat ist übrigens eine Lüge Goethes.
    Soweit ich weiß kam der gute Herr nie wirklich aus Weimar heraus.

    Ändert aber nix an Deiner schönen Erzählung 😉

    • Danke für den Hinweis – vielleicht sollte ich die Autoren der Zitate, die ich nutze, vorher prüfen…aber ich glaube, dann bin ich nur noch am prüfen 😀

Comments are closed.