Hersheypark
Hallo zusammen,
wie schon angekündigt, kommt jetzt ein Blog über meinen Trip zum Hersheypark am vergangenen Samstag. Der vom International Office organisierte Trip zu „Hershey in the dark“ (Hersheypark inklusive Beleuchtung am Abend) fuhr morgens gegen 11 zum Park und sollte gegen 10 am Abend den Park wieder verlassen. So weit, so geplant – natürlich, wie sollte das anders sein, kam alles anders.
Mike, ein Amerikaner, den ich schon in Deutschland kennen gelernt habe und der viel mit uns Internationals macht, fuhr einen der zwei Busse dorthin. Schon die Fahrt wurde zum Erlebnis, spätestens, als Mike und ich zur Musik seines an die Lautsprecher im Bus gekoppelten Handys lauthals zu singen anfingen. Nach rund zwei Stunden, die sich für unser „Publikum“ im hinteren Bereich des Busses aufgrund unseres „Gesangs“ womöglich wie Tage angefühlt haben, erreichten wir den Parkplatz des Parks und fuhren mit einem parkeigenen Shuttle zum Eingang des Parks. Dort splittete sich die Gruppe der mitgefahrenen Studenten nach Erhalt der Karten auf und erkundete den Park auf eigene Faust. Mike und ich zogen alleine los – ich hatte sofort die zahlreichen Achterbahnen des Parks angepeilt und wollte auf diesen unbedingt als erstes fahren. Mike, der mir schon zu Beginn des Parkbesuchs von seiner Höhenangst erzählt hatte, war wenig begeistert – ließ sich aber nicht beirren und begleitete mich auf die erste Achterbahn, die seine Höhenangst direkt auf eine Probe stellte, da es nach dem ersten Hügel in eine nahezu senkrecht nach unten führende Streckenführung ging. Trotzdem: nach dem ersten Schock begleitete er mich auch auf weitere Achterbahnen. Die zweite. Und die dritte. Man sagt, dass aller guten Dinge „drei“ seien – aber in diesem Fall war es das für Mike nicht wirklich.
Es brauchte einige Überredungskunst, Mike auf die Achterbahn Nr. 3 mit Beschleunigungsstart innerhalb von 2 Sekunden von 0 auf 100 und anschließenden Loopings, Schrauben und senkrecht in den Himmel geführter Streckenführung zu bringen – doch irgendwie schaffte ich es, ihn von der Mitfahrt zu überzeugen. Hätte ich es mal lieber gelassen …
Während ich die Fahrt genoss, sagte Mike kurz vor Ende irgendwann „I think ………..… I just loss my contact lenses.“
Ich schaute ihn ungläubig an und konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. Doch es stimmte.Er hatte seine Augen wegen des Fahrtwindes nur kurz zu gemacht und dann wieder geöffnet, und in eben dem Moment sind beide Linsen förmlich aus seinen Augen g’flogen.
Um es in der Art und Weise zu sagen, wie er es im Nachhinein tat: „Die Achterbahn hat mich blind gemacht.“
Wir schauten zwar noch einmal in dem Wagen der Achterbahn, doch es war unmöglich – die Linsen waren vermutlich irgendwo auf der Strecke verloren gegangen. Wir verließen die Achterbahn wieder und suchten erstmal eine Bank, auf der Mike erst einmal die Hauptorganisatorin des Trips kontaktierte, da er ja Fahrer war, nun aber nicht mal mehr erkennen konnte, welche Person gerade vor ihm stand, alles war unscharf, was weiter als wenige Zentimeter von seinen Augen entfernt war.
Ich muss an dieser Stelle etwas festhalten: ich habe eine unberechenbare Schadenfreude, die ich leider, wenn etwas wirklich witzig ist, nicht zurückhalten kann. Samstag war etwas wirklich witziges passiert, wenn auch der Verlust natürlich ein Großer war, da Mike personifizierte Linsen hatte und diese nun erneut angefertigt werden müssen und er auch keine Alternative als diese Linsen hatte. Eine Brille oder ähnliches besitzt er nicht.
Wir trafen uns mit der Haupt – Organisatorin des Trips im Park und versuchten, eine Alternative als Fahrer zu finden. Zwar hätte ich fahren können, da ich aber nicht von der Schule als Fahrer bestätigt bin, fiel ich als Alternative weg. Nach rund einstündiger Suche – in der ich es irgendwie vollbrachte, den Deckel meiner Trinkflasche zu killen, wurde ein Freund Mike´s gefunden, der mit einem Taxi auf die zweistündige Reise geschickt wurde und als Fahrer aushalf. Mike und ich hingegen sollten das Taxi, welches gegen 20 Uhr ankommen sollte, zurück nehmen.
Auch wenn es jetzt blöd klingt, aber uns beiden kam das mit dem Taxi nicht ungelegen – zum einen musste Mike nicht zurückfahren, zum anderen konnten wir beide noch zu East gehen, was sich Samstags (und besonders an Halloween) zu einem Partyort entwickelt.
Die Zeit bis 8 vertrieben wir uns mit einem Besuch des „Wie wird Hershey Schokolade gemacht“ – Museums und unzähligen Witzen über das Erlebte. Mike nahm den Verlust mit großartigem Humor und so entwickelte sich die Wartezeit aufs Taxi zu einem komödiantischen Stelldichein mit unzähligen guten und weniger guten Witzen. Zum einen nahmen wir die Art, wie er von nun an sein Handy vor seinem Gesicht hielt (ungefähr fünf Zentimeter von seinen Augen entfernt), auf die Schüppe, zum anderen ließen wir aber auch fröhlich-witzige Zitate einfließen, wobei „I can see clearly now“ dabei als größter Ohrwurm in meinem Kopf hängen blieb.
Lustig war auch, wie Mike auf der Party am Samstagabend versuchte, die Leute ihm gegenüber zu erkennen – was ihm bei einem der Internationals leider nicht gelang und ihn zu der Frage „Wer bist du?“ verleitete. Unnötig zu erwähnen, dass wir alle in großartiges Gelächter ausbrachen.
Am vergangenen Montag half eine der Internationals Mike mit einer Brille aus und sorgte so für einen vielfach gelikten Status von ihm auf Facebook:
„Danke – I can see clearly now. Again!“
Alles in allem ein rundum gelungener Ausflug, der trotz eines finanziell sehr großen Verlustes für uns beide zu einem wahnsinnig lustigen Abenteuer wurde und mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
„Es gibt Augenblicke, in denen man nicht nur sehen, sondern ein Auge zudrücken muss.“ – Benjamin Franklin
Euer Toby