08/28/13

A whole new World

28.08.2013

Hallo zusammen,

alles anders – das ist der Dauerzustand in einer völlig anderen Welt. In einer Welt, in der ich nun seit rund zwei Wochen lebe. Doch auch wenn ich natürlich irgendwo mit einem Unterschied gerechnet habe – einen solchen Kulturschock, wenn man Deutschland mal 5000 Kilometer gen Westen verlässt, habe ich dann doch nicht erwartet.

Whatsapp – in Deutschland fast schon Standard – kennt man hier nicht (zum Glück konnte ich das einigen schon aufschwatzen).

Statt Avicci, den nicht viele kennen, hört man hier mehr Countrymusik – immerhin Mumford & Sons ist vielen ein Begriff.

Im Zug sieht man ab und an Amish People.

Klopapier – zumindest hier am College – ist einlagig (What the F…????).

Es gibt Meetings und Termine für alles – für wichtige Dinge wie „Wie zur Hölle nutzt man einlagiges Klopapier“ oder „Wie wird eine Dusche ohne Duschvorgang genutzt, ohne das Bad zu fluten“ aber leider nicht.

Campuspolizei bzw. CampusSecurity – ja, die gibt es hier – trägt mindestens genau so viele Waffen wie die deutsche Polizei und fährt dicke Jeeps.

Eine Party beginnt eher – und hört spätestens um 2 auf.

Das Wetter hier kann sich super schnell ändern – morgens Regen und Pullipflicht, mittags Sonne pur und eine Hitze wie in Spanien.

Wer hier Alkohol auf der Straße trinkt, kann sogar ins Gefängnis kommen – woher ich das weiß? Es wurde nahezu in jedem
der zig Meetings angesprochen.

Das College hat einen Büchershop, in dem
man auch Tassen, T-Shirts und Pullis mit „Juniata“ – Aufschrift kaufen kann.

Sprit kostet hier rund 3,70$ pro Gallone – also bei aktuellem Kurs 2,70€. Für 3,79 Liter!!
Die Fahrer hier finden es trotzdem
noch teuer. Ha. Die sollten mal
in Deutschland tanken.

Erdkunde ist bei manchen offenbar nicht so wichtig – als wir über Nachbarländer von Deutschland redeten, wurde ich gefragt, ob Amsterdam auch ein Nachbarland sei.

Bankautomaten gibt es auch als „Drive In“ – aber damit
begeht man nicht, wie in Deutschland, ein Verbrechen, sondern es ist hier durchaus Gang und Gebe, Geld abheben
zu können, ohne aus dem
Auto aussteigen zu müssen.

Die Essgewohnheiten sind definitiv zu hart für mich – die Mensa hier bietet bei jedem Essen ein „All you can eat“.

Für zwei Gallonen „Arizona Ice Tea“ zahlt man hier in manchen Supermärkten 5 Dollar – also 3,70€ für 7,56 Liter.
In Deutschland zahlt man mindestens einen Euro – für 0,5 Liter.

Güterzüge können mehrere Kilometer lang und doppelstöckig seien.

Watchever – eine deutsche Streamingseite, beispielsweise für Serien auf deutsch – kann mit IP aus den USA nicht genutzt werden.

Für das Empfangen von SMSen muss man – hat man keine Flat – zahlen.

Es gibt bei Burger King zwei Whopper für 5 Dollar, bei Subway das „Big Philly Cheesesteak Sandwich“ und bei Mc Donalds einen doppelt so großen Mc Flurry zum selben Preis wie in Deutschland – mit Oreos.

Man kann ziemlich oft Geld sparen, wenn man mehrere Artikel kauft. Beispielsweise kosten jetzt gerade (im Angebot) fünf 2-Liter-Flaschen Cola 5$ – also 0,5$ pro Liter. Nimmt man nur eine Zwei-Liter-Flasche, kostet die 1,50$. Was nimmt der geizige Student da wohl?

Und – last, but not least – der Sport am College steht in viel höherer Wichtigkeit als in Deutschland.

Wer hier Teil eines Teams (z.B. Fußball oder Football) werden will, der muss zu Beginn des Semesters ein „Try Out“ mitmachen – und nur die besten des viertägigen „Try Outs“ kommen ins Team. Hat man es dann einmal ins Team geschafft, stehen 6 Trainingseinheiten pro Woche auf dem
Plan – wenn deshalb die Noten leiden, ist das aber nicht so schlimm. Hauptsache, man bringt Leistung fürs Team.

In der Mensa
– bei einem der zahlreichen Essen – kann man die verschiedenen Teams gut erkennen – denn nahezu alle tragen (vermutlich
voller Stolz) die „Juniata“-Trikots mit der jeweiligen Teamaufschrift. Bei den Footballern bräuchte ich aber nicht einmal den Wink mit dem „Shirt-Zaunpfahl“ – einfach Ausschau halten nach denen, die doppelt so breit sind wie du oder mindestens 1 Kühlpack irgendwo an ihrem
Körper kleben haben.

Doch auch die Unterrichtsstunden sind völlig anders.
Sie gehen meist nur knapp eine Stunde, dann gibt es eine Pause – in seltenen Fällen geht es danach nochmal
weiter. Auch das mit den Hausaufgaben ist ganz anders als in Deutschland – die Arbeit hier erschlägt einen fast. Aber darauf gehe ich jetzt nicht noch mehr ein – darüber werde ich mich sicher noch häufiger beklagen.

Was ebenfalls noch sehr unterschiedlich ist, ist die Tatsache, dass es hier am
College „Clubs“ gibt. Sie entsprechen wohl am ehesten den deutschen „AGs“ der Schule, haben aber keine wirklichen Verpflichtungen und bringen auch keine Credits – dienen dafür aber dem
Füllen der Freizeit.

Insgesamt gibt es 93 (!) verschiedene davon. Die Entscheidung, irgendwo beizutreten, trifft man am „Lobsterfest“ – das heißt, es wird auf dem
Campus gegrillt (Hummer, aber auch normales Fleisch) und man hat die Möglichkeit, sich dort oder dort einzutragen. Für das Eintragen braucht man auf jeden Fall Zeit – denn bei den Clubs ist wirklich alles dabei.
Fußball und Rugby spielen.
Radio machen.
Star Wars Laserschwertkämpfe austragen.
Zusammen Pokemon zocken.
Selbst ein Quidditchteam(!!!!!!!) gibt es. Ich habe aber schon nachgefragt, die Gegner sind leider nicht aus Slytherin oder Griffindor, sondern werden nur intern gesucht. Schade.

„Lachen ist für die Seele dasselbe wie Sauerstoff für die Lungen.“ Louis de Funes

Euer Tobi

P.S.:
Nur fürs Protokoll: mittlerweile haben wir einen Duschvorhang
im Bad – also dort gibts keine Überflutung
mehr.