Mein größtes Flugzeugchaos

Hallo zusammen,

ich bin in meinem
Leben bisher oft mit dem
Flugzeug geflogen und habe schon so einiges erlebt. Das Fliegen durch eine Gewitterfront und stundenlanges Warten auf dem Rollfeld waren dabei ganz vorn auf meiner Liste von “Dingen, die ich nie in einem
Flugzeug erleben wollte, aber trotzdem mitmachen durfte.”

Die Reise nach New York toppt aber alles, was ich jemals erlebt habe.

Der Tag hatte eigentlich schon nicht gut begonnen. Zwar war ich mit meinem engsten Familienkreis für den Abschied am Flughafen – aber weil wir auf Nummer Sicher gehen wollten, waren wir schon um halb 8 da. Bei der baustellenbehafteten A52 weiß man ja nie, was man auf der Fahrt so erlebt. Deshalb also lieber möglichst früh fahren. Natürlich – wie das im Leben so ist – gab es nicht einen Stau und wir waren viel zu früh am Flughafen in Düsseldorf.

Nach dem
Abgeben der Koffer konnten wir uns also zusammen noch die Zeit vertreiben – 1 1/2 Stunden. Ziemlich viel Zeit an einem Flughafen. Zeit, in der mir langsam aber sicher bewusst wurde, worauf ich mich da eigentlich einlasse. Und wie lange ich mein Zuhause, was ich zuvor maximal 3 Wochen am Stück verlassen hatte, nicht sehen werde. Dieses Bewusstwerden vereinfachte den Abschied für jemanden, der ohnehin nicht gut mit Abschieden umgehen kann, nicht wirklich.

Aber ich hatte mich entschieden, der Flieger stand ja auch schon zum Abflug bereit.

HA! Denkste!

Relativ spät ging ich den Weg durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate – es war bereits 09:30 – um 09:40 Uhr sollte das Boarding beginnen.

Es wurde 09:55.

Es wurde 10:10 – was eigentlich unsere Abflugszeit war. Nichts geschah. Dann gegen Viertel nach 10 durften wir doch “boarden”, stiegen dazu in einen Transportbus. Da drin warteten wir dann. Und warteten. Und warteten.

Mittlerweile war es fast halb 11, als eine Dame der Fluggesellschaft kam und meinte, es gäbe technische Probleme am Flugzeug – und bevor die nicht behoben sind, sei ein Abheben unmöglich. Also zurück in die Wartehalle. Mitterweile war es Viertel vor 11. Langsam aber sicher kam
Panik in mir auf – ich musste schließlich noch zwei Anschlussflüge bekommen. Wie zahlreiche andere, die über Kopenhagen in die USA fliegen sollten, bombardierte ich daher die Mitarbeiter der Fluggesellschaft mit der Frage nach dem “Und jetzt?”. Mit Erfolg.

Da es ungewiss war, ob und wann das Flugzeug wohl starten könne, wurde ich mit knapp 30 anderen Betroffenen an einen Serviceschalter gebracht, wo ich umgebucht werden sollte. In dem Moment war mir noch egal, welchen Flieger ich kriegen würde – hauptsache, ich komm’ irgendwie nach New York.

Mittlerweile war es fast 11. Es stellte sich raus, dass von allen, die in die USA wollten, 50% nach Washington fliegen sollten – der Rest nach San Francisco. Der ganze Rest? Nein, ein kleiner gallischer … ach Moment, falscher Film.

Ich hatte Jackpot Nr. 1 gezogen und war der einzige, der nun irgendwie nach NYC musste. Für all die anderen war relativ fix eine Maschine gefunden. Bzw. zwei. Denn sie mussten erst in Düsseldorf noch knapp drei Stunden auf einen Flug nach Frankfurt warten, von wo aus es dann für sie per Direktflug nach Amerika gehen sollte.

Die waren also versorgt. Und was war mit
mir? Mittlerweile war es 11:10. Zunächst bot man mir an, auch über Frankfurt nach NYC zu fliegen. Der Flug von Frankfurt nach New York wäre zwar erst um 17 Uhr gestartet – aber immer noch besser, als in Düsseldorf gestrandet zu sein.
Gut, dachte ich, nimm’, was man dir anbietet.

Doch dann kam
eine andere Variante. Es gab noch einen Flug nach NYC – Direktflug. Aus Düsseldorf. In knapp einer Stunde. Zwar nach NY Newark und nicht zum JFK, aber wer sagt wegen so einer Kleinigkeit schon “Nein” zu einem
Direktflug?

Gut, dachte ich, nimmste den. Zumal ich dadurch rund 5 Stunden eher in NYC sein würde. Und den Flieger würde ich auch kriegen: es war 11:15, bis zu dessen Abflug um 12:05 schaffte ich das locker.

Ha, denkste!

Gerade als ich anfing, mich über den Direktflug zu freuen, kam die nächste Hiobsbotschaft. Weil ich am Tag zuvor – wie ich es aus Bequemlichkeit bisher immer gemacht hatte – auch für die weiteren Flüge online eingecheckt hatte, musste der Check-In für meine zwei eigentlichen Flüge von Kopenhagen und Island widerrufen werden.

Das Problem war:
Die Flüge in Island und Kopenhagen waren von einer anderen Fluggesellschaft als der, mit der ich von Düsseldorf nach Kopenhagen fliegen sollte. Jetzt denkt man sich: ja gut, dann storniert das halt eben eine andere Fluggesellschaft, ist ja ein Notfall.

HA! Denkste.

Jackpot Nr. 2. Das konnte nur von der Fluggesellschaft storniert werden, bei der ich eingecheckt war. Und solange die diesen Status nicht änderten, hätte ich nichtmal bis zum nächsten Supermarkt fliegen können. Ein Flug über Frankfurt wäre dann auch nicht drin gewesen. Warum, weiß ich aber – ehrlich gesagt – immer noch nicht. Bürokratie oder sowas.

Nun gut. Wie wild telefonierte jene Gesellschaft, mit der ich eigentlich aus Düsseldorf fliegen sollte, wegen der Stornierung hin und her. Doch eine eben solche erreichte man nicht.
Es wurde später und später. 11:30. 11:45. 11:50.

Zwischenzeitlich hatte ich, weil ich unbedingt am Schalter bleiben sollte – für den Fall, dass die Freigabe doch noch kam -, schon von 90% der anderen Betroffenen ihre Probleme gehört und Feilschereien um die möglichst beste Entschädigung mitbekommen. Auch die Reisegründe der meisten kannte ich nun. Was man nicht alles erleben kann, wenn der Flieger mal nicht abhebt.

Es wurde 11:55 und ich hatte den Flug innerlich schon abgeschrieben. Schade drum, dachte ich mir. Doch dann kam
ein Anruf bei einem
Mitarbeiter in diesem
Umbuchungscenter an, der bestätigte, dass ich nun doch nicht mehr eingecheckt war und nach Newark fliegen konnte.

Für das Ausstellen einer Bordkarte war aber keine Zeit mehr. Eine der Mitarbeiterinnen begleitete mich im Eilschritt durch Zoll und zweite Sicherheitskontrolle und führte
mich zum Gate des Direktflugs.
Dort bekam ich eine provisorische Bordkarte und einen Sitzplatz – und betrat das Flugzeug. Als Letzter.
12:00 Uhr.

Punktlandung. Mein armes Herz. Und was ein Anfang für die Zeit in den USA.

“Die Gewohnheit, jedes Geschehnis von seiner besten Seite anzusehen, ist mehr wert als tausend Pfund Sterling im Jahr.” – Samuel Johnson

Euer nun flug-lustloser Tobi

5 thoughts on “Mein größtes Flugzeugchaos

  1. Witzige, kurzweilige Erzählung des auch für uns daheim Gebliebenen aufregendsten Fluges.

  2. Was für ´ne Story! Schon alleine vom lesen bekomme ich schweißnasse Hände! Zum Glück bist du dann doch noch gut angekommen. Die nächsten Tage können doch nur ruhiger werden 😉 😉

    Liebe Grüße & ich freue mich schon auf deinen nächsten Post!

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